Bildentstehung
Meine Arbeitsweise ist gekennzeichnet durch einen Beginn, einen Augenblick,
in dem mir etwas auffällt, mich etwas beschäftigt.
So prägen mich Erlebnisse mit Menschen, Reisen, aktuelles Zeitgeschehen,
sowie die Natur, die für mich der größte Künstler überhaupt ist.
Es beginnt ein stiller Dialog in mir.
Langsam entsteht eine Vorstellung von Material Größe und Farbigkeit.
Ich beginne dann mit dem geplanten Material, aber oft entsteht eine
Eigendynamik und das Bild entwickelt sich während des Malprozesses
in eine ganz neue Richtung.
Im Grunde ist dies die Fortsetzung des vorangegangenen gedanklichen
Prozesses, nur eben mit malerischen Mitteln.
Diese Arbeitsweise macht für mich auch das "Prozesshafte"
unseres Daseins sichtbar.
Die Arbeit mit Spachtelmassen und diversen anderen Materialien,
ob auf Leinwand, Hartfaserplatten oder anderen Untergründen, hat für mich
eine hohe sinnliche Qualität. Sie eröffnet mir eine haptische, stoffliche Seite
der Malerei.
Das Arbeiten mit diesem Material bedeutet auch die Bereitschaft, sich
auf bildnerische Prozesse einzulassen, dort wo das Material selbst mitgestaltet.
So entstehen Aufbrüche, Risse und Schrunden, die Oberfläche ist nicht mehr
glatt, sondern beginnt zu leben, hat Höhen und Tiefen, wirkt offenporig.
Dieses Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien, und somit das
Einlassen auf das Unvorhersehbare, macht den Malprozesse ungeheuer
spannend und faszinierend. Es lockt mich teils aus meiner Reserve und hat
für mich eine Analogie zu den Lebenesprozessen, die wir alle durchlaufen.
Elke Mertens
